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LeseZeit

Lesetipps für die Herbstferien 2024

„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.“ (Heinrich Heine)

5./6. Klasse (locker geschriebene Geschichte zum Thema Schüchternheit)
Katja Reider: Cool in 10 Tagen (176 Seiten, Taschenbuch 8 €)
Bevor ich loslaufe, um unsere zweite Aufgabe anzugehen, überlege ich, ob ich dafür richtig angezogen bin. (…) Welche Frage stellt man Leuten, die man auf der Straße anspricht? Klar, am besten die nach der Uhrzeit! Das ist unkompliziert und geht schnell. Glaube ich jedenfalls. Da, die Frau mit den braunen Locken, die sieht nett aus! Kurzentschlossen stürme ich auf sie zu. Ups, das war wohl etwas ZU entschlossen! Die Frau weicht erschrocken zurück. Hat sie etwa gedacht, ich will ihr die Handtasche klauen? Ich setze mein freundlichstes Lächeln auf, um ihr zu zeigen, dass ich nichts Böses im Sinn habe. …
Eigentlich könnte sich die schüchterne Juli wirklich Besseres vorstellen, als sich um den neu zugezogenen Nachbarsjungen August zu kümmern. Aber Julis Mutter verdonnert sie einfach dazu – als Coach und Unternehmensberaterin weiß sie schließlich, wo es langgeht! Herausforderungen angehen, die eigenen Grenzen ausloten und so was. Tja – genau die Dinge, die Juli und August schwerfallen. In diesem Buch erlebt Juli ihre ganz eigene, individuelle Geschichte, die natürlich von Mama, die „Coach in einer großen Unternehmensberatung“ ist, stark geprägt wird. Juli glaubt inzwischen, zum Lieblingsprojekt ihrer Mutter geworden zu sein, weil bei ihr immer etwas schief geht und ihre Mutter so unendlich viel Arbeit an ihrer Persönlichkeit leisten kann. Doch sie findet zusammen mit August ihren eigenen Weg.
Meinung: Katja Reider hat ein oft lustiges, spannendes und teils auch nachdenklich stimmendes Buch geschrieben, was es denn tatsächlich bedeutet, cool zu sein – nämlich mutig und anders sein. Sehr nachvollziehbar und in einer gut verständlichen Sprache geht der Leser die Leserin den Weg mit Juli und August, den beiden Protagonisten, die etwas an sich ändern wollen, um nicht mehr so schüchtern zu sein.

7./8. Klasse (Reise in eine Zukunft ohne Emotionen)
Lois Lowry: Hüter der Erinnerung (256 Seiten, Taschenbuch 9,95 €)
Zum ersten Mal in seinem zwölfjährigen Leben fühlte Jonas sich anders, auf sich gestellt. Er erinnerte sich daran, was die Chefälteste gesagt hatte: dass er während seiner Ausbildung allein und isoliert sein würde. Obwohl die Ausbildung noch gar nicht begonnen hatte, spürte Jonas schon an diesem Abend, als er das Auditorium verließ, den plötzlichen Abstand zu den anderen. (…) „Dass du auserwählt wurdest, ist eine große Ehre für dich“, sagte Mutter. „Dein Vater und ich sind sehr stolz auf dich“ (…) Sie machte eine kurze Pause. „Es gibt nur einen einzigen Hüter und du bist sein Nachfolger.“
Mit zwölf Jahren erhält jeder in der ereignislosen und emotionslosen Welt von Jonas seinen Beruf zugewiesen. Er soll zum Hüter ausgebildet werden, der die Machthaber bei wichtigen Entscheidungen mit Informationen aus der Vergangenheit versorgt. Denn der Rest der Bevölkerung hat keine Erinnerungen an frühere Zeiten und es gibt auch keine Geschichtsbücher, um darin nachzulesen. Jonas‘ Bild von der Gesellschaft, in der er lebt, bekommt iwährend seiner Ausbildung mmer mehr Risse, bis ihm klar wird, dass er seinen kleinen Pflegebruder Gabriel diesem unmenschlichen System keinesfalls ausliefern möchte. Es bleibt ihm nur die Flucht – ein lebensgefährliches Unterfangen
Meinung: Joans Leben in einer Welt ohne Schmerz und Risiko hört sich zunächst perfekt an. Alles ist organisiert und geregelt, niemand muss sich Sorgen machen. Durch das Übertragen der Erinnerungen des Hüters in sein Gedächtnis, bekommt er aber immer mehr Einblick in die Manipulation der Bevölkerung durch die Machthaber und erkennt, was schiefläuft. Der Jugendroman ist eine Utopie, in die man sich aber gut hineindenken kann und die zum Nachdenken anregt.

9./10. Klasse (KI der Zukunft – mehr Mensch als Maschine)
June Perry: LifeHack. Dein Leben gehört mir (352 Seiten, Taschenbuch 10 €)
„Aber du erinnerst dich nicht mehr, dass du mir das Zimmer angeboten hast?“ Mir blieb die Luft weg. Ich hatte was? Mein Blick flog zu Dad, der nur hilflos nickte. „Ich nehme dir das nicht krumm“, meinte Ada und sah mich mitfühlend an. „Ich hab schon gehört, was euch Schlimmes passiert ist. Und es tut mir so leid. Aber ich bin wirklich dankbar, dass ich bei euch wohnen darf. Und Pancakes sind das Mindeste, das ich für euch tun kann.“ „es ist meine Aufgabe, Pancakes zu machen.“ Etwas Idiotischeres fiel mir nicht dazu ein? Dieses Mädchen, das Ada hieß, Parker Percy genannt hatte und meinen Style kopierte, war bei uns eingezogen! Hätte ich gestern nicht bei Mrs. Grainshore zufällig ihre Akte gesehen, wäre ich spätestens jetzt davon überzeugt gewesen, dass ihre Geschichte fake war.
Ada ist eine Künstliche Intelligenz. Doch eine gefühllose Konstruktion aus Bits und Bytes zu sein, das reicht ihr schon lange nicht mehr. Sie will frei sein, sie will ein Mensch sein! Ada, Ellies optimierte Version, verfolgt von Anfang an nur ein einziges, skrupelloses Ziel: Ellie zu werden. Nein, sogar besser als sie. Und Elli versucht das zu verhindern, als sie langsam erkennt, dass mit Ada etwas nicht stimmt.
Meinung: Das Buch zeigt sehr anschaulich, aber auch drastisch auf, wohin der Weg mit KIs gehen kann, wenn man ihre Befugnisse nicht eingrenzt. Es wird ein realistisches, aber teils auch beängstigendes Bild erzeugt, wie menschlich eine künstliche Intelligenz erscheinen kann und wie anfällig für Manipulationen die Gesellschaft ist. Daneben ist es aber auch die Geschichte von Ella, die im Laufe des Buches immer mehr ihr eigenes Leben erforscht und sich mit den Erkenntnissen auseinandersetzen muss.